Kapitel 5

Auf der Straße war keine Menschenseele, dennoch war es für uns nicht sicher genug. Wir kehrten zurück zur Party und Casper holte sein Auto. Er hatte einen eher kleinen Geländewagen in schwarz und natürlich zogen wir einige Blicke auf uns als wir gemeinsam die Party verließen. Casper hatte schon gehörig viel getrunken, während ich nur ein eineinhalb Gläser Whiskey intus hatte und das war auch schon über eine Stunde her, weshalb ich fuhr.  Trotzdem hofften wir einfach nur, dass wir an keinem Polizeiauto vorbeifuhren. Er sagte mir mit immer noch vollkommenen scharfen Sinn wo wir langfahren müssten und wir hielten schließlich vor einem Haus an. Eine Villa wäre untertrieben, es war eher ein Anwesen. Selbst in der Dunkelheit konnte ich den breiten Weg der hoch zu dem Palast führte, umringt von einer gigantischen Gartenanlage mit einem kleinen Teich, der im Mond glitzerte, kaum übersehen. Wie reich waren seine Eltern eigentlich? Reicher als mein Vater allemal. Er stieg aus und lief aufrecht ohne zu schwanken zur Tür. Es brannte kein Licht. Es sah so aus, als gäbe es drei Klingeln, aber keine war beschriftet, da man schon unten am Tor klingeln müsste, wenn man nicht den Code hatte. Casper drückte nacheinander jeden Knopf und in der Wand öffnete sich ein kleines Kästchen. Er drückte seinen Finger auf das Display, dann schaute er in eine Kamera und erst dann entriegelte sich die Tür. „Sind deine Eltern irgendwie beim FBI?“ Er lachte nicht. Stattdessen warf er mir einen ausdruckslosen Blick zu und meinte nur: „Ist ganz schön anstrengen das Zeug das ich verticke vor ihnen zu verstecken.“  Wir traten ein und ich glaube ich brauche gar nicht erwähnen wie gigantisch die Eingangshalle war. Jedenfalls war sie größer als mein Zimmer und das war schon groß. Ich hatte vermutet, dass sein Zimmer oben läge, doch er ging statt die Treppe nach oben zu nehmen auf eine Tür zu die in einen schmalen Flur führte. „Hier geht es zu unserem Schwimmbad und dem Hobbyraum. Allerdings ist da auch so eine Art Trainingsraum meines Vaters und eine Abstellkammer.“ Sagte er gelassen, schaffte es aber nicht seinen Stolz über sein Zuhause ganz zu verbergen. Klang alles super, Trainingsraum, Hobbyraum, Schwimmbad, aber bei all dem hatte ich nicht gerechnet, dass wir in die Abstellkammer gingen. Was war los mit diesem Jungen? Doch was mich weniger wunderte, selbst die Abstellkammer hatte die Größe von einem Hotelzimmer. Darin stand ein Schrank aus Glas und dieser war vollgestopft mit allem möglichen Zeugs. Außerdem standen da noch ein altes Sofa, das aussah als hätte man es aus dem Palast der Queen gestohlen und einige Gemälde. Ansonsten war der Raum leer. Ich ließ mich auf das Sofa fallen, das so gemütlich war, wie mein Bett und seufzte laut. Casper setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich: „Also, das ist so gut wie der einzige Raum im ganzen Haus, indem meine Eltern keine Überwachungskameras haben.“ Ich musterte ihn von der Seite, ob er Witze machte, doch er sah mal wieder nicht danach aus. „Wie gehen wir vor?“ fragte er laut und ich legte meinen Kopf auf seine Brust und hielt einen Moment inne, ehe ich mich dann räusperte: „Ganz einfach, die Schule muss erst einmal erfahren, dass Casper und June ein Paar sind. Dann müssen Skandale um uns auftauchen, mit denen wir lässig umgehen. Die Leute müssen reden. Wir sind erst ganz fest mit der Gruppe zusammen und dann entfernen wir uns immer mehr, legen immer mehr Skandale frei, aber so harmlose, das sie immer wieder vergessen werden. Am Ende enthüllen wir schlimme Geheimnisse von jedem aus der Gruppe, was sie total unperfekt macht und abstürzen lässt.“ Ich beendete meinen Satz damit dass ich meinen Kopf hob und ihn in einen Kuss zog. Er löste sich nach einer Zeit von mir und hauchte dann: „Du hast mir deinen ganzen Plan einfach so erzählt, also wie kannst du dir so sicher sein, dass ich jetzt nicht gleich zu meiner Schwester gehe und dich auffliegen lasse?“ Ich richtete mich auf und sah ihn an: „Die Menschen sind alle gleich. Du weißt dass du dir deine einzige Chance entgehen lassen würdest.“ Casper zog mich an sich und betrachtete mich: „Es  gefällt mir nicht, dass du mich durchschaust.“ Dafür gefiel es mir umso mehr, doch bezüglich dieser Sache war es nicht schwer, denn die Menschen sind ganz tief im inneren alle gleich. Sie sind nicht böse… Sie sind nur dumm und gierig. Und das ist eben die perfekte Mischung um böse zu werden. Man muss sein Herz zurücklassen um erfolgreich zu werden und dazu muss einem nun Mal jedes Mittel Recht sein. Jedes.

 

Wir hatten über unseren Plan gesprochen und dann hatte ich begonnen ihn zu küssen, immer wieder. Wollen wir doch Mal sehen wie groß deine Willensstärke jetzt noch ist Casper. Ich küsste ihn lang und dann griff ich unter sein T-Shirt um es ihm auszuziehen. Er löste sich von mir und streifte meine Hand weg: „June, du weißt wie ich dazu stehe.“ Er sah mich bittend an. Ich küsste ihn auf seinen Hals und sagte dann: „Ja, du willst es, kannst es aber nicht, weil du als kleiner naiver Junge etwas Dummes gesagt hast und die ganze Schule nur darauf wartet, dass du dein Wort brichst. Aber überleg doch mal. Wir sind hier im sichersten Haus der Welt, in einem Raum ohne Kameras und Fenster. Niemand ist sonst in diesem Haus und wir haben beide getrunken, außerdem bin ich heiß…“ Ich hatte mit meinen flinken Fingern bereits seinen Gürtel geöffnet während ich noch hinzufügte: „Und du bist heiß.“ Er nahm meine Hand von seinem Hosenbund und umschloss sie sanft: „Und wir sind nicht verheiratet und wenn man es genau nimmt auch nicht zusammen. Nur eben wenn gerade jemand hinschaut.“ Ich hielt einen Moment inne, dann beugte ich mich erneut vor und küsste ihn. Erst ganz leicht und dann immer gieriger und fester. Casper tat nichts, solange ich meine Hände von ihm ließ und ich wusste, dass es ihm gefiel. Ich löste mich von ihm und lächelte: „Ach weißt du, wir können warten… in 10 Jahren dann also, oder einfach niemals… wenn du eben entschließt zu heiraten…“ Er musterte mich ohne jegliche Mimik und ich konnte sehen wie er sich meinen Satz durch den Kopf gehen ließ. Niemals war ein hartes Wort, jedoch nicht das einzige Harte in dieser Situation. Ich grinste ihn sehnsüchtig an, dann stand ich auf und zog mir langsam meine Jacke aus, wie ich es vor Chuck getan hatte, nur dass ich nachdem ich sie ausgezogen hatte dieses Mal nicht inne hielt. Ich warf mein T-Shirt zu Boden und fuhr mir durchs Haar: „Du hast doch nichts dagegen? Es ist verdammt warm hier drinnen.“ Er schluckte, konnte sich jedoch nicht überwinden seinen Blick von mir los zu reisen. Nachdem er nichts sagte, zog ich auch meine Hose aus und stand nur noch in Schuhen und Unterwäsche vor ihm. „Wir haben ein Schwimmbad, wenn es dir wirklich so heiß ist.“ Sagte er schließlich, stand auf und hob meine Jacke auf um sie mir über die Schultern zu legen. Verdammt. Er konnte doch nicht so einen starken Willen haben. Doch das hatte er. Er sah zu mir herab und lächelte, strich mir mit seinem Daumen sanft ein Haar aus dem Gesicht und küsste mich dann sanft: „Weißt du June, du bist eine absolute widerliche Person. Du würdest doch echt alles dafür tun um mit mir zu schlafen.“ Ich sah auf und erneut huschte ein Lächeln über meine Lippen: „Das schlimme daran ist nicht meine Person, sondern dass es dir gefällt. Du wirst mich niemals lieben, aber du bist fasziniert und weißt nicht ob du deinem Hass oder deiner Neugier vertrauen sollst.“ Ich schüttelte die Jacke wieder ab und wandte ihm den Rücken zu: „Wo ist denn das Schwimmbad?“ Dann öffnete ich die Tür und erstarrte.

 

„Ach weißt du Chuck, ich weiß ich hatte nie etwas mit einem aus unserer Gruppe, aber es gibt immer ein erstes…Mal… Oh.“ Sie starrte mich ungläubig an und ihr blondes Haar schimmerte leicht. Ich sah über meine Schulter zu Casper und dann zurück zu ihr… Philadelphia war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. „Stimmt… es gibt immer ein erstes Mal.“ Sagte ich mit einem verführerischen Ton in der Stimme und spürte schon fast, wie Chucks Blick mich tötete. Ich sah ihn nicht an, stattdessen sah ich nur in Philadelphias Augen. Casper trat mit meinen Kleidern in die Tür und legte mir erneut die Jacke über die Schultern: „Es ist nicht wie es aussieht…“ Philadelphias Blick blieb nur einige Sekunden an seinem geöffneten Gürtel hängen, der ihm lasch herunterhing. Sie atmete leise aus und schüttelte den Kopf: „Mir ist eigentlich relativ egal wie das aussieht… du bist fast erwachsen. Pass nur auf, dass das am Montag nicht Gesprächsthema Nummer eins ist, sonst ist dein Ruf hin. Schließlich hast du ihnen dein Wort gegeben.“ Ihre Finger glitten geschmeidig über Chucks Brust und sie zog ihn an seinem Hemd in die andere Richtung davon. Ich wandte mich zu Casper um und lächelte unschuldig: „Sie ist nett.“ Er sah mich entgeistert an und schüttelte den Kopf, doch er sagte mit ruhiger Stimme gelassen: „Lass uns schwimmen gehen June.“ Ich grinste ihn glücklich an und lief dann vor ihm den Flur entlang. Bevor er mir sagen konnte welche Tür es war, fand ich schon eine, die zu einer Treppe hinab führte. Da er nichts sagte, ging ich davon aus, dass es diese war.

 

 

 

„Chuck wird es ausplaudern.“ Sagte ich leise, als mein nackter Körper durchs Wasser glitt. Casper saß am Rand des riesigen Schwimmbeckens und ließ seine Beine im Wasser baumeln. Er hatte nur seine Shorts an und sein Körper konnte sich sehen lassen. Ich schwamm zu ihm und drückte mich neben ihm aus dem Becken. Als ich dann neben ihm saß starrte er nachdenklich auf das Wasser und sagte eine Weile nichts: „Er ist ein Freund…“ Dann sah er doch zu mir und schüttelte den Kopf: „Und dennoch weiß ich genau, dass er diese Lüge verbreiten wird.“ Ich wusste es auch. Ich legte meine Hand auf seine nackte Schulter und spürte seine Wärme. „Das ist der Grund, weshalb es dir nichts ausmachen muss, dass du sie vom Thron stoßen wirst… Sie würden das gleiche mit dir machen, wenn Philadelphia nicht wäre.“ Seine Muskeln spannten sich an und er seufzte: „Er hat mir gesagt, wie gerne er dich ficken würde, in jeglichen Stellungen… Ohne Details auszulassen. Doch du hast dich geweigert, weil du ihn nicht liebst… Und dennoch hättest du nicht eine Sekunde gezögert um mit mir ins Bett zu springen… Warum ich?“ Das Wasser glänzte auf meiner Haut wie eine unsichtbare Rüstung. Ich glitt sanft wieder in das Becken, ließ seinen Arm jedoch nicht los und versuchte ihn mit rein zu ziehen. Er weigerte sich erst, doch dann gab er schließlich doch nach. Als sein Haar nass war, leuchtete es wieder golden in dem blassen Licht der Deckenlampen. Ich hielt mich mit einer Hand am Beckenrand fest und lächelte: „Weil ich das will was keiner haben kann.“ Dann schlang ich meine Beine um seine Hüfte und zog ihn in Unterwasser. Ich öffnete die Augen und sah nur leicht seine Umrisse, doch ich musste nicht mehr sehen um ihn zu küssen. Während ich meine Lippen auf seine legte, gab ich ihm meine Luft und schloss die Augen. Ich spürte seine nackte Haut auf meiner, wie seine starken Arme mich hielten. Er war wirklich anders und ich hatte mir schon fast das Ziel gesteckt mit ihm zu schlafen. Doch ich wusste, dass es heute nicht mehr geschehen würde. Als wir auftauchten schnappte ich nach Luft und meine Lungen brannten, als sie endlich wieder den süßen Sauerstoff zu spüren bekamen. „Das war…“ ich atmete erschöpft aus: „Der Wahnsinn.“ Und er sah mich an und nickte. Ich hätte es nicht erwartet, aber dieses Mal war er es, der mich in die Tiefe zerrte und mir die Luft schenkte, die wenig brachte, da es größten Teils nur Kohlenstoffdioxid war und kein Sauerstoff, aber es machte mich an und es war wie ein Geheimnis das wir nun teilten. Ein Geheimnis größer als unseren Plan den wir vorhatten. Es war keine Liebe, aber es war viel Mehr eine unstillbare Gier nach Macht über die Luft.