Kapitel 3: Its PArtytime

Dieses Mal war er vor mir bei seinem Motorrad, da ich mich noch schnell auf der Toilette frisch gemacht hatte. Ich lächelte leicht und meine Haare wurden vom Wind nach hinten geweht. Er gab mir zur Begrüßung einen kleinen Kuss auf die Wange, der mich zusammenzucken ließ und reichte mir dann seinen Helm. Dieses Mal fuhr er schneller, dass ich etwas fröstelte, doch bald waren wir da an seinem Haus. Es war keine Villa wie ich erwartet hatte, sondern ein normales Einfamilienhaus. Er stellte das Motorrad ab und half mir meinen Helm auszuziehen. Ich weiß nicht, hattet ihr schon ein Date mit einem Typen von dem ihr nichts wolltet? Es ist immer ziemlich seltsam, wenn er dich anstarrt, als wärst du eine Gottheit und überlegt wie er dich küssen soll und du die ganze Zeit versuchst auf Abstand zu bleiben. Jedoch gab ich mir dieses Mal Mühe ihn so oft wie möglich die Möglichkeit zu geben und ihn dann abzuweisen. Er führte mich rein in das Haus und gleich rechts befand sich eine Tür zur Küche samt Esszimmer und Wohnzimmer. „Willst du etwas trinken?“ fragte er mich und strich sich eine seiner blonden Strähnen aus dem Gesicht. Ich nickte stumm und setzte mich auf das große Sofa, auf dem locker vier Personen Platz hatten. Er kam einige Sekunden später mit einem Glas Wasser zurück und gab es mir. Ich trank einen Schluck und stellte es auf den Wohnzimmertisch ab und lächelte: „Dein Haus ist gemütlich…“ Er erwiderte das Lächeln, sagte aber nichts. Na super das klappte ja perfekt ein Gespräch anzufangen… Es vergingen einige Sekunden des Schweigens, als er dann doch endlich etwas sagte: „Du ich muss heute Abend früh weg, wenn du willst kann ich dich heim bringen, du kannst aber auch mitkommen, es ist eine kleine Party.“ Ich sah ihn verblüfft an und beugte mich leicht zu ihm vor: „Kann ich denn so gehen?“ das war eigentlich eine rein rhetorische Frage, denn natürlich hatte ich mich heute besonders stilbewusst gekleidet. Schließlich wusste ich von der Party. Er begutachtete mich und meinte schließlich: „Vielleicht solltest du die Jacke ausziehen, aber ja du kannst so gehen!“ Ich sah ihn an und schob dann langsam den Ärmel meiner Lederjacke von meinem Arm. „Du meinst so?“ hauchte ich und zog die Jacke langsam aus. Er schluckte unauffällig und sah mir zu: „Ich… ich kann dir helfen, wenn du möchtest.“ Ich stand auf und die Jacke rutschte bis zu meinen Ellenbogen hinab: „Du willst mir helfen meine Jacke auszuziehen?“ Er nickte stand ebenfalls auf und trat hinter mich. Er schob die Jacke über meine Handgelenke und sie fiel raschelnd zu Boden dann legte er seine Hände auf meine Schultern und fing an mich zu massieren. Ich schloss die Augen und tatsächlich konnte ich es genießen, denn er wusste was er tat. Er machte mit der einen Hand weiter, während er mit der anderen Hand mein Haar zur Seite schob und sich dann über meinen Hals beugte und seine Lippen sanft darüber strichen. Als er plötzlich inne hielt und begann an meiner Haut zu saugen. Ich wandte mich ruckartig um und verpasste ihm unabsichtlich einen Schlag auf seine Nase. „Oh Gott, das tut mir leid.“ Sagte ich erschrocken und betrachtete seine Nase. Zum Glück blutete sie nicht. „Nichts passiert.“ Sagte er mit zusammengekniffenen Augen, entspannte seinen Gesichtsausdruck dann aber wieder. Dann trat er auf mich zu und legte seine Hand an mein Kinn und zwang es in die Höhe. Ich konnte mich noch gerade rechtzeitig entwinden und einen Kuss verhindern: „Chuck… Ich kann nicht…“ Ich sah niedergeschlagen zu Boden und fuhr mir durchs Haar. Chuck blickte mich an und schluckte nervös, dann wich er einen Schritt zurück. „Ich will nicht, dass sie mich alle gleich für eine Schlampe halten…“ erklärte ich dann anschließend mit weinerlicher Stimme und seufzte. Er sah mich an und biss auf seiner Lippe herum: „Verstehe, du hast von den Gerüchten gehört.“ Ich nickte stumm und knetete meine Hände. „Sind es denn nur Gerüchte?“ fragte ich mit Hoffnung in der Stimme, doch er schüttelte den Kopf: „Nein, es stimmt. Ich mag nun Mal sex.“ Seufzend wandte ich mich von ihm ab und ein kleines Lächeln spiegelte sich auf meinen Lippen wieder, dass er zum Glück nicht sehen konnte. Er glaubte mir jedes Wort. „Aber das mit uns könnte mehr sein als ein One-night-stand.“ Ich setzte wieder meine bekümmerte Miene auf und wandte mich wieder zu ihm. Dieser Schwachkopf. Dann holte ich tief Luft und fuhr mit meinem Zeigefinger meine Unterlippe nach und tat so als würde ich nachdenken: „Aber ich weiß nicht ob ich auf dich stehe.“ Er hob eine Augenbraue und sah mich an: „Du weißt es nicht?“ Doch um ehrlich zu sein wusste ich es ziemlich genau. Es war nicht schwer, denn die Antwort war nein. Er widerte mich ehrlich gesagt ein wenig an, weil er Frauen als Objekte betrachtete. „Nein, ich weiß es nicht…“ wiederholte ich den Satz und trat wieder einen Schritt näher. Seine Hand streifte mich an meiner Schulter und er wirkte angespannt. „Ich kann es dir erst nach einer Zeit sagen… nach einem Monat vielleicht. Vielleicht aber auch schon morgen… oder erst in einem Jahr. Es ist immer unterschiedlich…“ Er nickte verständlich.

 

Der restliche Nachmittag verging mit eher oberflächlichen Gesprächen, traurigen Blicken und das erleichterte Aufatmen, als es endlich Zeit war zu gehen. „Vielleicht solltest du deine Jacke doch mitnehmen…“ Sagte er und lächelte, während er mir meine Jacke hinhielt. Dann stieg ich auch schon wieder mit ihm aufs Motorrad und wir rasten los.

 

 

„Hast du nicht gesagt kleine Party? Oder habe ich mich da verhört?“ lachte ich als wir an der Villa ankamen und die Musik dröhnte und sogar im Vorgarten sich Leute tummelten und tanzten. Er erwiderte mein Lachen und nickte: „Heute sind nur die wichtigen Leute da…“ Doch weiter kam er nicht, denn da kam auch schon Felix auf uns zugelaufen und grinste mich an: „Na June? Du hast ja gar nicht auf meine Nachricht geantwortet.“ Chuck musterte ihn eher weniger begeistert und erwiderte dann schließlich: „Gewöhn dich dran… June beantwortet kaum Nachrichten.“ Ich boxte Chuck unsanft in die Schulter und lachte: „Heeey, das ist gar nicht wahr.“ Dann sah ich zu Felix und nahm ihm beim Arm: „Ich muss kurz mit dir reden… Entschuldigst du mich Chuck?“ Doch ich wartete wie meistens keine Antwort ab und zog Felix mit mir mit: „So Kleiner… Hast du Casper gesehen?“ Felix sah mich irritiert an und ließ sein Blick durch die Menge gleiten: „Er ist im Haus, aber du bist doch mit Chuck hier.“ Ich schüttelte den Kopf und schrie ihm beinahe ins Ohr, weil die Musik so laut war: „Von ihm brauche ich nichts mehr, ich will Casper! Und wenn du weiterhin solche Partys besuchen möchtest, solltest du mir helfen.“ Ich wollte ins Haus gehen doch dieses Mal war es Felix der mich aufhielt: „Hey… June?“ ich sah ihn fragend und ungeduldig an. „Danke“ sagte er und ließ meinen Arm los um mit mir ins Haus zu gehen. Ich hielt kurz einen Moment der verschwommenen Gefühle inne und folgte ihm. Wie meinte er das? Danke für was?

 

„Da ist er!“ Sagte Felix plötzlich und deutete auf eine Sofaecke, auf der jemand mit einem Glas Whiskey in der Hand saß und die Menge beim Tanzen und Trinken beobachtete. Ich lächelte Felix dankbar an und nickte in Richtung eines Jungens, der uns seit wir reingekommen waren mit seinen Blicken verfolgt hatte: „Vielleicht solltest du zu ihm gehen.“ Ich grinste und Felix Augen glänzten, als er dann wirklich zu dem Jungen ging und ihn in ein Gespräch verwickelte. Ja einen schwulen Freund zu haben war schon irgendwie ganz cool…

 

 

Ich setzte mich neben Casper und seufzte: „Endlich… Meine Beine tun ja schon ganz weh.“ Casper war doch nicht ganz so schüchtern wie es Felix behauptet hatte, denn er ging sofort auf das Gespräch ein. Vielleicht lag es aber auch nur am Alkohol, der ständig den Weg in seinen Mund fand. „Kein Wunder, in diesen Schuhen könnte ich auch nicht laufen.“ Er lachte verschmitzt und mit seinem Lachen sah er so unschuldig aus wie das eines kleinen Kindes. Er hatte fast weißes Haar wie seine Schwester, aber er wirkte viel sympathischer als sie. „Ach die Schuhe, die gehen eigentlich, es ist eher das ständige Gehopse… Dass die Leute heutzutage nicht mehr richtig Tanzen…“ Er sah zu mir und betrachtete mich, anders als bei Chuck hing sein Blick am längsten an meinen Augen, als er mich schließlich etwas fragte, war sein Blick längst wieder auf mein Gesicht gerichtet: „Warum tanzt du nicht wie du möchtest?“ Ich zuckte mit den Schultern und lächelte sanft: „Weil ich dann alleine tanzen würde…“ Casper nickte langsam und kippte den letzten Schluck runter. Das Glas glänzte in den bunten Lichtern, als er es auf dem kleinen Tisch vor uns abstellte und seine Hände freigab. „Verstehe…“ sagte er schließlich als er geschluckt hatte und stand auf: „Dann tanz mit mir zusammen ganz alleine wie du willst.“ Der Satz klang so schön, wie er die einzelnen Silben betonte und trotzdem irgendwie lallte er etwas, vom Alkohol beeinträchtigt. Ich erhob mich ebenfalls und er reichte mir seine Hand, die ich lächelnd annahm: „Gerne.“ Lass uns tanzen Caspar…

 

Ich sah aus dem Augenwinkel wie Chuck hereinkam, doch ich hatte im Moment einfach keine Zeit mich um ihn zu kümmern. Er sah mich aus einem leeren, enttäuschten Blick an und zog als er sich sicher war, dass ich hinsah eine Blondine in einen langen sinnlichen Kuss. Er hatte recht… jedes Mädchen stand auf ihn… Aber ich hatte auch Recht… Ich bin nicht jedes Mädchen. Außerdem war ich nicht mit ihm zusammen, ich hatte das gute Recht mit Casper zu tanzen und er tanzte verdammt gut. Er ließ mich drehen und zog mich an sich. Dann tanzte ich um ihn herum berührte ihn immer wieder absichtlich. Es fühlte sich merkwürdig an ohne Alkohol im Blut zu tanzen, das war ich nicht gewohnt. Dafür hatte er wohl die doppelte Ladung in sich und tanzte immer noch am besten von allen hier. Meine Mutter hatte mir nicht viel beigebracht… aber eins hatte sie mir gesagt, traue keinem Jungen der tanzen kann und wie Recht sie hatte. Irgendetwas sagte mir, dass seine Schwester nicht der einzige Grund war, weshalb er in der Gruppe war. Er war geheimnisvoller und zurückhaltender und wollte keinen Sex, aber irgendwas gab es da doch noch.